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Lappland für Fotografen

Im Rahmen des Berlin Travel Festival 2020 gab Sami ein Interview über Naturfotografie in Lappland, als seine Leidenschaft zu fotografieren (Die Fotos sind alle von Sami).

Die Fjellkette der "Nattaset" im Sompio Naturreservat gelten bei den Sámi seit je her als heilige Berge.


Lappland für Fotografen


Sami, du bist Fotograf aus Leidenschaft. Was genau macht für dich den Reiz aus, die Wildnis Finnlands durch den Sucher einer Kamera zu entdecken?


Ich bin nicht nur Fotograf aus Leidenschaft, sondern habe es sogar mal studiert. Später habe ich ein Fotostudio geleitet. Und ich war fünfzehn Jahre als Videokünstler an vielen Theatern und Opernhäusern unterwegs. Wenn ich jetzt in Lappland fotografiere, dann bin ich auf der Suche nach einem Bild von mir selbst. Es geht nicht darum, das Aufnahmeobjekt einfach nur zu duplizieren, sondern die Arbeit mit der Kamera ist zugleich Beschäftigung mit Stimmungen und Emotionen. Im besten Fall ist es der Ausgangspunkt für ein Konzept. Durch den Sucher der Kamera in die Wildnis Lapplands zu blicken, ist wie ein Blick in die Welt meiner Gefühle. Für mich ist die Kamera das Werkzeug, um mit einer anderen Wirklichkeit in Verbindung zu treten – mit der Realität meiner eigenen Natur. Klingt etwas pathetisch, ist aber so. Fotografieren in der Natur wirft mich auf mich selbst zurück, erzeugt viele Fragen und manchmal sogar ein Gefühl von Flow. Die Landschaft ist so schön einsam, da hat man viel Zeit für sich.


Was macht den Pyhä-Luosto Nationalpark für dich aus fotografischer Sicht besonders?


Die Struktur der Landschaft im und um den Nationalpark. Auf relativ kleinem Raum, gibt es so viele unterschiedliche Lebensräume, geologische Besonderheiten und immer wieder neue Perspektiven. Alte Urwälder, tiefe Schluchten, Felsen, Fjells, Moore, Flüsse, Seen und natürlich die Mitternachtssonne im Sommer, die Herbstfärbung der Pflanzen, viel Schnee im Winter und, von September bis April, Polarlichter. In Lappland gibt es übrigens acht Jahreszeiten, sagt man. Die Gegend des Pyhä-Luosto Nationalparks zeigt Lappland in allen Facetten. Und dann ist da noch das Unvorhergesehene, das Unplanbare. Da stehst du plötzlich Angesicht zu Angesicht mit einem Elch oder einem Rentier, da fliegt die Sperbereule direkt auf dich zu und über deinen Kopf hinweg, da fängt es plötzlich an zu schneien, die Landschaft verändert sich schlagartig und du bist mittendrinn und genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort.


Für mich ist die Kamera das Werkzeug, um mit einer anderen Wirklichkeit in Verbindung zu treten - mit der Realität meiner eigenen Natur.

Wie kann man sich eine Fotosafari mit euch dort vorstellen?


Entspannt. Unsere einwöchige Fotoreise nach Lappland ist nicht nur eine Fotoreise. Es ist eine erlebnis- und abenteuerreiche Tour in den hohen Norden Europas. Wir nähern uns dieser Gegend auf verschiedene Weise. Da ist die Fotografie neben, wandern, Waldbaden, Wildcooking und Sauna nur eine Möglichkeit in diese Welt einzutauchen. Natürlich gebe ich als Guide und Fotocoach Tips und Anregungen für das Fotografieren und den kreativen Umgang mit der Kamera, aber es ist wichtig die Landschaft mit allen Sinnen zu erfahren. Vor unseren Wanderungen machen wir auf Besonderheiten aufmerksam. Wir geben den TeilnehmerInnen eine Aufgabe oder Übung mit auf den Weg. Anfänger oder Fortgeschrittene Fotografin - Spiegelreflex oder Handy. Wichtig ist die Beschäftigung mit der Natur und der Beziehung zu ihr. Die entstandenen Bilder besprechen wir auch gemeinsam. Was wir nicht machen - wir bleiben nicht an jeder Ecke stehen, um zu fotografieren und wir sind nicht auf der Jagd nach den 'most instagrammable spots'. Dort oben ist eh' alles wunderschön. Die Rentiere kommen, wenn sie kommen. Die kommen schon ganz von allein, da kann man sicher sein.


Rentiere auf der Kaldoaivi Hochebene.


Naturlerleben steht bei euren Reisen im Fokus. Könnt ihr uns noch etwas zu den Maßnahmen erzählen, die ihr ergreift, um die Natur zu schützen und eure Reisen nachhaltig zu gestalten?


Wir führen unsere Gäste in kleiner Gruppe. Das ist kein Massenspektakel, sondern eine eher familiäre Runde. Wenn wir uns durch die Landschaft bewegen, kann das so kontrolliert und behutsam von Statten gehen, wie es sollte. Wir nutzen auch die Infrastruktur des Nationalparks, der uns ja einen Naturraum zur Verfügung stellt, der dem Einzelnen die Schönheit und Wildheit der Landschaft nahe bringt und gleichzeitig Touristenströme kanalisiert. So ein Schutzgebiet, mit reicher Flora & Fauna, sollte man aber nicht verwechseln mit einem schönen Garten oder einem angelegten Park – es sind Wildnisgebiete, in denen eine Begegnung mit der Natur auf Augenhöhe möglich ist. Dabei legen wir auch Wert auf Nachhaltigkeit und einen respektvollen, achtsamen Umgang mit der Landschaft. In der Tradition der Sámi ist es zum Beispiel verpönt grundlos einen Ast vom Baum zu brechen, oder Steine umzudrehen oder gar zu versetzten. Alles hat seinen Platz und ist spirituell gesehen sogar beseelt. In der Landschaft, den Tieren, den Pflanzen, Steinen, Felsen und Naturphänomenen steckt ein Geist und den darf man nicht vergraulen. Für die Mahlzeiten versuchen wir regional einzukaufen. Das heißt konkret, die Rentierwürstchen bei der Lagerfeuerrast auf Wanderungen, kommen direkt von der Sàmi, deren Rentiersuppe so gut schmeckte. Daneben kompensieren wir anfallendes CO2 mit Atmosfair.


Hier oben in der Arktis befindet sich alles in einem faszinierendem Gleichgewicht. Eine zu große Störung bringt leicht ganze Ökosysteme zu Fall.


Wir stellen uns in diesem Jahr die Frage „Where is paradise?“ Habt ihr für euch schon eine Antwort hierauf gefunden?


Die Frage ist eher, was das Paradies ist? Was macht paradiesische Verhältnisse aus? Oder anders gesagt, wie wollen wir leben? Und wenn es darum geht, wo es ist, dann könnte es überall sein. Für mich und Rebecca ist es auf jeden Fall auch im Norden Europas und sicher irgendwo in Lappland. Wer mit uns auf die Suche gehen will, kann uns ja begleiten, vielleicht findet er oder sie es ja auf einer unserer Reisen oder vielleicht sogar in sich selbst.


Herbstlich fällt im September ein magisches Licht über die Weiten der Tundra.


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