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Waldbaden in Finnland

Mit drei Waldbadeübungen von FINNSPIRIT Reisen zum Nachmachen


Frankfurt 21.10.2024. Wer nach Finnland reist, kann gar nicht anders, als waldbaden. Sogar in Städten, wie Helsinki oder Turku ist der Wald allgegenwärtig. Wie man mit kleinen Übungen noch tiefer in den Wald eintauchen kann und wie aus einer Finnlandreise ein kleiner Wellnessurlaub wird, verraten wir dir in diesem Artikel.

Die Sonne fällt durch die Kronen eines Kiefernwalded in Finnland.
Diesem Kiefernwald entströmt wahres Wohlgefühl

Waldbaden

Jeder war sicher schon mal im Wald spazieren. Aber im Wald baden? "Ich habe als Kind täglich im Wald gebadet", erzählt Sami Bill, Naturcoach und Reisedesigner beim Spezialreiseveranstalter FINNSPIRIT. Der Reiseveranstalter hat sich auf nachhaltige, resonanzbasierte Finnlandreisen spezialisiert. Neben klima- und umweltfreundlichem Reisen, geht es den Gründern von FINNSPIRIT darum, für ihre Reisegäste Räume zu schaffen, die Kultur und Natur des Landes bewußt wahrzunehmen und eine tiefere Verbindung zu Reiseerlebnissen herzustellen. Im Resonaztourismus finden Reisende eine Art des Reisen, die die Verbindung zu Orten, Menschen und sich selbst in den Mittelpunkt rückt. Waldbaden ist dabei eine der Aktivitäten, die der Veranstalter seinen Reisegästen auf Finnlandreisen anbietet. Wie früher als Kind streift Sami Bill mit den Reiseteilnehmer*innen durch den finnischen Wald. Mal hoch im Norden, im borealen Nadelwald Lapplands. Mal auf einer Schäreninsel tief im Südwesten des Landes.

"Als Kind wußte ich noch nicht, dasss mein Spielen und Umherstreifen im Wald so heilsam war", erklärt der ausgebildete Naturcoach. "Auf unseren Reisen nehme ich die Leute mit in den Wald und wir nehmen uns Zeit, gemeinsam die Natur zu entdecken." Während des Umherstreifens regt er dazu an genau zu beobachten und erläutert kleine Übungen, die dabei helfen, den Wald bewußt wahrzunehmen.

In den letzten Jahren ist Waldbaden im Ranking der Work-Life-Balance Enthusiasten geradezu in die Top Ten der Naturheilmethoden aufgestiegen. In Japan ist Waldbaden mittlerweile sogar fester Bestandteil der Gesundheitsvorsorge. Zu Recht, wie Sami Bill, die Wirkung des Waldes durch eigene Erfahrung bestätigt. "Meine Streifzüge durch die Wälder tuen mir gut. Ich fühle mich erfrischt und entspannt. Wald macht gute Laune. Heute wohne ich sogar im Wald".

Anders, als in der deutschen Geschichte, bietet der Wald den Finnen traditionell Geborgenheit.

Waldbaden ist nicht mehr und nicht weniger, als das bewußte Verweilen in einem Wald, um sich zu erholen und die Gesundheit zu stärken. „Shinrin Yoku“ nennt man es in Japan, was wohl so viel bedeutet, wie 'großer Wald' , 'kleiner Wald' mit dem Zusatz 'baden'. Oder frei übersetzt: In der Athmosphäre des Waldes baden. In Finnland hat der Waldausflug Tradition und ist für die meisten Finnen gleichzeitig Alltag. 75 Prozent des Landes sind mit Wald bedeckt. Somit ist Finnland, neben Schweden, das waldreichste Land der Europäisches Union.


Ein weißes Rentier frisst Preisselbeeren im finnischen Wald.
Waldbaden schafft intensive Begegnungen mit der Natur.

Der Wald als Gesundheitsbooster

Anders, als in der deutschen Geschichte, in der der Wald, als etwas dunkles, Unbehagen stifftendes, empfunden wurde - sieht man einmal ab von den Überhöhungen durch die Romantik - bietet der Wald den Finnen traditionell Geborgenheit. Und genau die ist es, die Waldbadenthusiasten beim Waldbaden suchen. Wer regelmäßig Zeit im Wald verbringt, kann den Stresspegel senken und seine Stimmung verbessern. Als sei dies noch nicht genug, regt ein Bad an der frischen Waldluft das Immunsystem an. Die Lebensgemeinschaft der Bäume kommuniziert untereinander mit der Ausschüttung pflanzeneigener, chemischer Stoffe. Sie werden durch die Luft von Baum zu Baum getragen. Es sind die Terpene. Ihr Informationsgehalt veranlasst die Bäume dazu, wenn nötig, Stoffe zur Abwehr von Krankheiten und Fressfeinden zu bilden. Kurz, sie warnen sich gegenseitig und aktivieren ihr eigenes Immunsystem. In Nadelwäldern, wie man sie Finnland größtenteils vorfindet, ist der Anteil an Terpenen beträchtlich höher, als im Laubwald. In der Forschung ist man sich weitgehend darüber einig, dass Terpene auch unser Immunsystem beeinflussen. "Ist das nicht verrückt? Man schlendert durch den Wald, atmet die, mit Terpenen geschwängerte Luft und der eigene Körper reagiert positiv darauf", merkt Sami Bill begeistert an. "Bei einem Aufenthalt im Wald kommunizieren wir mit den Bäumen". Auf die Frage, ob er einen Tip habe, wie man dem finnischen Wald am besten auf einem Waldbadeausflug begegnet, rät er: "Nimm einen Umweg. Lass dich ablenken von Schönheit. Überhöre keinen Baum. Nimm dir Zeit. Geht doch mal in den Wald und führe ein tiefer gehendes Gespräch über deine Gesundheit!"

Nimm einen Umweg. Lass dich ablenken von Schönheit. Überhöre keinen Baum.

Ein gezeichneter Mann lehnt mit dem Rücken am Stamm einer Kiefer.

Übung 1: Ankommen

Suche dir einen Ort im Wald, an dem du dich wohlfühlst. Das kann ein Baum sein, an den du dich lehnst, eine kleine Lichtung, eine moosbedeckte Stelle auf der du hockst... Komm zur Ruhe und nimm deine Umgebung war. Schaue dich um und benenne 5 Dinge, die du siehst.

Höre in den Wald hinein und benenne 4 Geräusche, die du hörst.

Als nächstes beschreibe 3 Empfindungen deines Körpers. Beispielsweise, wie sich der Boden unter deinen Füßen anfühlt oder wie du den Wind auf den Wangen spürst. Dannach beschreibe 2 Gerüche, die du wahrnimmst. Und zuletzt beschreibst du den Geschmack auf deiner Zunge. Nimm dir für diese Übung so viel Zeit, wie du brauchst. Sie hilft dir dich mit deiner Umgebung vertraut zu machen und schärft deine Wahrnehmung für den nächsten Schritt.


Übung 2: Perspektivwechsel

Lege dich auf den Rücken. Schaue hinauf in die Wipfel der Bäume über dir. Nach einiger Zeit schließt du die Augen. Zähle langsam bis zehn. Öffne die Augen und richte deinen Blick erneut in die Wipfel der Bäume. Lass deinen Blick von Blatt zu Blatt wandern. Von einem zum nächsten und wieder zum nächsten, bis du auf einen schönen Ast stößt. Folge ihm aus deiner Position mit deinen Augen. Kreuzt er sich mit einem anderen Ast, kannst du die Richtung wechseln und dem neuen Ast folgen. So schweift dein Blick durch das Kronendach des Waldes. Nach einer Weile gleitest du über den Ast zum Stamm. Während du den Stamm hinunter wanderst, versuche dich langsam aufzusetzten und dann in eine stehende Position zu kommen. Natürlich kannst du diese Übung auch in einem Nadelwald machen ;-)


Eine handgezeichnete Fichte.

Übung 3: Den Dingen einen Rahmen geben

Für diese Übung suchst du dir eine beliebige Stelle im Wald. Mit vier kleinen Ästen, sie sollten jeweils eine Länge von ungefähr 40 cm haben, legst du auf dem Boden vor dir einen quadratischen Rahmen. Betrachte die Dinge im Rahmen genau. Was liegt dort alles? Erkunde diesen kleinen Ausschnitt ausgiebig. Entdecke jede Einzelheit und beobachte sie mit Interesse. Das kann ruhig 10 Minuten dauern. Du kannst den Rahmen, als Erinnerung, auch mit nach Hause nehmen, zusammenbinden und an der Wand oder am Fenster in der Nähe deines Schreibtischs aufhängen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich ihn ansehe, ich mich darauf besinne, die Dinge zu fokussieren, die ich gerade angehe.


Und noch ein Tipp

Wer sich zum Waldbaden durch den Wald bewegt, der soll es langsam machen. Es geht nicht darum, so schnell wie möglich durch den Wald zu gehen, sondern sich Zeit zu nehmen. Am besten im Schneckentempo! Man kann auch eine Stunde an einer Stelle verbringen oder noch besser, eine ganze Nacht! Dann wird das Waldbaden zu einer außerordentlichen Erfahrung. Wer schneller voran kommen möchte, sollte versuchen, in einer Stunde, nicht mehr, als einen Kilometer zurückzulegen.


Ein Kleinkind sitz im finnischen Wald und untersucht eine Blaubeere.
Sieh' die Welt durch Kinderaugen - sie hat das Staunen noch nicht verlernt.
 

Nature facts


Saubere Luft

Wußtest du, dass Finnland, die sauberste Luft innerhalb der Europäischen Union hat?

Die sauberste Luft ganz Europas findest du in Lappland, nördlich von Kittilä, im Pallas-Yllästunturi Nationalpark.


Bartflechten

Bei uns im Wald steht eine Fichte, an deren Ästen lange Bartflechten hängen (Gattung Bryoria). Flechten sind Organismen, die in Symbiose zusammenleben. In diesem Fall ein Pilz gemeinsam mit Algen. Sie gedeihen nur in sehr sauberer Luft und sie wachsen im Jahr gerademal 1-2 Milimeter. Der Längste unserer Baumbärte hat eine Länge von 20 cm. Was meinst du, wie alt er ist?


 
Bartflechten hängen von einem Fichtenast im Wald.
Diese Bartflechten brauchen sehr saubere Luft zum Atmen.


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